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Stirbt das Multibidding aus?

14. Oktober 2022

Für viele Flottenmanager ist das Multibidding auch heute noch der Standard. Das heißt, vor der Bestellung des Fahrzeugs werden gleichzeitig bei mehreren Providern bestimmte Eckdaten angefragt, und das Angebot mit dem besten Preis erhält den Zuschlag. Klingt doch ganz einfach! Ist es aber nicht. Zumindest nicht in der Umsetzung. Um das Verfahren seriös und automatisiert durchzuführen, werden Exceltabellen mit Tausenden Zeilen benötigt, damit der Car Configurator auch die richtigen Werte für jedes Modell ausspuckt. Diese Datenbanken mussten früher alle 6 bis maximal 3 Monate aktualisiert werden. Kompliziert, aber machbar. Bis jetzt. Denn die aktuellen Entwicklungen sorgen dafür, dass das gewohnte Multibidding-System gestört wird – durch diese 5 Faktoren:

  1. Die Lieferengpässe bei den Fahrzeugen haben einen Verkäufermarkt geschaffen. Hersteller bauen Rabatte und Subventionen konsequent ab, Parameter ändern sich ständig. Was bei der Entscheidung für das Fahrzeug noch gegolten hat, gilt bei Vertragsabschluss manchmal nicht mehr. Der Hersteller und der Staat bilden hier manchmal eine unheilige Allianz: Während der eine monatelang nicht liefern kann, lässt der andere die Subvention, mit der man kalkuliert hat, auslaufen. Auch hier kann man sich von der gewohnten Transparenz verabschieden.
  1. Preise für Fahrzeuge werden zurzeit fast monatlich erhöht. Nicht nur die hohen Preise an sich sind dabei eine Herausforderung. Es wird auch schwieriger, dem Kunden einen regelmäßigen Überblick zu verschaffen.
  1. Großkundenverträge mit allen Vorteilen werden gekündigt. Die gewohnte Planungssicherheit ist plötzlich verschwunden. Es scheint so, als ob jahrelange Kundenbeziehungen bei manchen Lieferanten nichts mehr gelten. So muss man jede Verhandlung wie ein Neukunde angehen.
  1. Zinsen und Restwerte werden auf Leasinggeberseite regelmäßig angepasst. Dass die beim Multibidding angegebene Leasingrate auch noch bei Aktivierung des Vertrages gültig ist, kann man deswegen momentan eher selten erwarten. Diese neue Realität erschwert ein kundenfreundliches Multibidding sehr und reduziert die benötigte Planbarkeit.
  1. Car-Policy-Regelungen, die oft Referenzraten vorgeben, sind ebenfalls nicht mehr so einfach umsetzbar wie in der Vergangenheit. Ein Beispiel: Wenn im Januar der VW Passat für einen Mitarbeiter im Dienstwagen-Level von bis zu 600 € drin ist, kann es sein, dass man demselben Mitarbeiter im März wegen einer Preiserhöhung absagen muss. Wenn das Unternehmen Dienstwagen zur Motivation der Mitarbeiter einsetzt, kann in der Folge das Gegenteil eintreten: Demotivation.

Fazit: Es wird nicht einfacher, ein kundenfreundliches Multibidding mit verbindlichen Ergebnissen durchzuführen. Während Flottenmanager früher langfristig planen und sich auf bestimmte Erfahrungswerte und Absprachen verlassen konnten, muss die Branche jetzt lernen, auf Sicht zu fahren. Das langfristig orientierte, geregelte Multibidding muss umgebaut werden. Flexibilität ersetzt dabei die Sicherheit, die es zurzeit nicht gibt.

Das ist im Vergleich zum vorherigen Prozess wesentlich komplizierter, aber machbar ­– verursacht aber leider auch mehr Stress und Kosten. Doch damit ist das Multibidding in guter Gesellschaft mit dem Flottenmanagement. Auch dort gibt es wenig, was in absehbarer Zeit entspannter und günstiger wird. Zumindest, wenn Sie nicht bereit sind, alte Zöpfe abzuschneiden und etwas zu ändern. Unser Tipp: Seien Sie mutig. Gehen Sie neue Wege. Krisen bieten immer auch Chancen. Wir beraten Sie gerne.

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